Die Herausforderung
Drei von vier Haushalten in Deutschland heizen noch mit Öl oder Gas. Hier gilt es, vom Verbrauch fossiler Brennstoffe loszukommen. 88 Prozent der Gebäude sind gegenwärtig nicht oder nur teilweise gedämmt. Um bis 2035 klimaneutral zu werden, muss die Sanierungsrate von aktuell 1 % auf 4 % gesteigert werden.
Und während die Baubranche gegenwärtig für mehr als die Hälfte des Abfallaufkommens in Deutschland verantwortlich ist, gilt es, die riesigen Mengen an Rohstoffen und Energie, die in Baustoffe fließen, in Kreisläufen zu erhalten.
Mit den Klimanotstandsmaßnahmen von GermanZero lassen sich im Gebäudesektor 379 Millionen Tonnen CO2e einsparen. Das entspricht 80 Prozent der Einsparungen, die nötig sind, um den Sektor bis 2035 klimaneutral zu machen.
Unsere Lösungen
GermanZero setzt bei der Sanierung von Bestandsbauten auf eine Kombination von Anreizen, Fördermitteln, Beratung und Verpflichtungen. Ein angemessener CO2-Preis spielt dabei eine zentrale Rolle. Dabei ist wichtig, dass die Kosten gerecht verteilt werden. Bei der Energie- und Wärmeversorgung sind Sanierungsverpflichtungen, der Austausch fossiler Heizungen und eine PV-Pflicht die stärksten Hebel.
Beim Bau zielen unsere Lösungen darauf ab, alle vorhandenen Ressourcen deutlich besser zu nutzen als bisher, vom Wohnraum über das Bauen im Bestand bis hin zu kreislauffähigen Baustoffen.
Hier sind unsere wichtigsten Gesetzesmaßnahmen für einen klimaneutralen Sektor Gebäude und Wärme:
Reform des nationalen Brennstoffemissionshandels
Einsparpotenzial durch diese Maßnahme bis 2035: 95 Mio. Tonnen.
Der Brennstoffemissionshandel knüpft an das Inverkehrbringen von (zumindest den meisten) fossilen Brennstoffen an. Damit könnte er auch für die Dekarboniserung des Gebäudesektors, insbesondere beim Ausstieg aus fossilen Heizstoffen eine wichtige Rolle spielen. 6 Mio. Ölheizungen und 10,5 Mio. Gasheizungen sind in Deutschland in Betrieb. 23,5 % der Haushalte heizen noch mit Öl und 52 % mit Gas. Dagegen gab es 2021 erst 1,5 Mio. Wärmepumpen. Notwendige Maßnahmen:
Reform des Brennstoffemissionshandels
Finanzielle Unterstützung für einkommensschwache Haushalte
Details: s. Klimanotstandspaket und 1,5-Grad-Gesetzespaket von GermanZero
Ausweitung Sanierungsverpflichtung und Sanierungstiefe
Einsparpotenzial durch diese Maßnahme bis 2035: 71 Mio. Tonnen.
Der Gebäudebestand in Deutschland umfasst ca. 22 Mio. Gebäude, davon 19 Mio. Wohngebäude. Ca. 90 % der Gebäude fallen in schlechtere Energieeffizienzklassen als B. Für ca. 9–15 % der Gebäude ist eine anspruchsvolle energetische Sanierung aus Gründen des Denkmalschutzes oder aus technischen Gründen nicht oder nur eingeschränkt möglich. Nötig sind:
Sanierung von 1,2–1,3 Mio. Häusern pro Jahr
Sanierungsrate von mindestens 4%
Um dies zu erreichen, muss die Bundesregierung die folgenden Maßnahmen treffen:
Verpflichtung zur Erstellung von Sanierungsfahrplänen und Klimaberatung
Ausweitung der Sanierungsverpflichtungen
Ausweitung der Sanierungstiefe
Details: s. Klimanotstandspaket und 1,5-Grad-Gesetzespaket von GermanZero
Einbauverbot von Öl- und Gasheizungen ab 2023
Einsparpotenzial durch diese Maßnahme bis 2035: 47 Mio. Tonnen.
Wir begrüßen die Entwicklungen im Bereich der Wärmeversorgung, insbesondere die Förderung und Erleichterung des Einbaus von Wärmepumpen. Die vorgesehenen Regelungen im aktuellen Gesetzesentwurf des GEG (Stand 23.05.2023) gehen jedoch nicht weit genug.
Zwar soll der Einbau von Heizungen mit fossilen Brennstoffen bereits ab dem 01.01.2024 reglementiert und damit der Ausstieg vorgezogen werden. Ein vollständiges Verbot fehlt jedoch und damit wurde die Chance verpasst, Planungssicherheit zu schaffen. So ist der Einbau von Heizungsanlagen mit festen, flüssigen und gasförmigen Brennstoffen unter bestimmten Voraussetzungen weiterhin zulässig. Folgende Anpassungen müssen erfolgen:
Verbot des Einbaus von Öl- und Gasheizungen
Einbauverbot für Heizungsanlagen mit fester Biomasse
Nur unterstützender Einsatz von Gasheizungen ab sofort
Details: s. Klimanotstandspaket und 1,5-Grad-Gesetzespaket von GermanZero
Finanzielle Unterstützung der Mieter:innen
Einsparpotenzial durch diese Maßnahme bis 2035: 24 Mio. Tonnen.
a) Vollständige Umlage der CO2-Kosten auf Vermieter:innen
Ein stetig ansteigender CO2-Preis, wie von GermanZero vorgeschlagen, würde – sofern der Status Quo beibehalten wird – an der fehlenden Anreizwirkung für Vermieter:innen nichts ändern, gleichzeitig die Mieter:innen jedoch mit steigenden Kosten für Heizen und Warmwasser in unsanierten Wohnungen belasten.
Eine zusätzliche Belastung der Mieter:innen, um diese zum Einsparen von Heizenergie zu bewegen, ist dagegen nicht zielführend: Die noch bestehenden Einsparpotenziale sind gering; zudem wirken sich allein kollektive Einsparbemühungen auf den Gebäudeverbrauch aus, die Einsparbemühungen Einzelner haben hingegen überwiegend keinen Einfluss.
Die Änderungen durch das Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz, welches Anfang 2023 in Kraft getreten ist, sind aufgrund der Umlage der CO2-Kosten auf die Vermieter:innen zu begrüßen, allerdings belasten sie die Mieter noch zu erheblich. Nötige Maßnahmen:
Änderung der Kostentragung
Transparente Kostenabrechnung
b) Anpassung der Modernisierungsumlage (Drittelmodell)
Derzeit werden die Modernisierungskosten als Folge der Umlagemöglichkeit nach § 559 Abs. 1 BGB ausschließlich von den Mieter:innen getragen. Eine zukünftige Regelung sollte energetische Modernisierungen für Vermieter:innen finanzierbar gestalten und für Mieter:innen optimalerweise Warmmietenneutralität gewährleisten. Dies lässt sich durch das bereits vielfach vorgeschlagene Drittelmodell – mit kleinen Modifizierungen – gewährleisten. Die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vorgesehene Prüfung eines Teilwarmmietenmodells ist bereits ein wichtiger Schritt und sollte weiterverfolgt werden. Maßnahmen:
Einführung des sog. Drittelmodell für energetische Modernisierungen
Details: s. Klimanotstandspaket und 1,5-Grad-Gesetzespaket von GermanZero
PV-Pflicht auf allen Neubauten und bei Sanierungen im Bestand
Einsparpotenzial durch diese Maßnahme bis 2035: 47 Mio. Tonnen.
Als Vorbild können bereits bestehende Regelungen der Länder dienen, etwa § 16 Abs. 2, 3 Hamburgisches Gesetz zum Schutz des Klimas (HmbKliSchG) (1,5-Grad-Gesetzespaket S. 970f.).
PV-Pflicht auf Neubauten
PV-Pflicht auf Bestandsgebäuden
Ausnahmen der PV-Pflicht
Details: s. Klimanotstandspaket und 1,5-Grad-Gesetzespaket von GermanZero
Klimaneutralität im Neubau
Einsparpotenzial durch diese Maßnahme bis 2035: 47 Mio. Tonnen.
ie Baubranche gehört weltweit zu den ressourcenintensivsten Branchen. 550 Mio. Tonnen mineralischer Rohstoffe werden jährlich in Deutschland verbaut. Die Baubranche ist für fast 55 % des deutschen Abfallaufkommens verantwortlich. Zugleich gehört die Baustoffindustrie auch zu den energieintensivsten Branchen mit einem durchschnittlichen Energiekostenanteil von 25 % an der Bruttowertschöpfung.
Mit der Novelle des GEG 2023 wird für Neubauten der Standard EH-55 und ab 2025 der Standard EH-40 eingeführt, wonach Gebäude maximal 45% (bei EH-55 entsprechend 55%) des Energieverbrauchs eines Referenzgebäudes haben dürfen. Dies reicht jedoch nicht aus. Daher sollten folgende Maßnahmen möglichst schnell umgesetzt werden:
Nullenergiestandard zur Minimalvoraussetzung für Neubauten
Tatsächlicher Bedarf als Maßstab
CO2-Emmissionen als Kriterium für Baugenehmigung
Exklusive Förderung für standardübertreffende Gebäude
Details: s. Klimanotstandspaket und 1,5-Grad-Gesetzespaket von GermanZero
Verwendung klimafreundlicher Bau- und Dämmstoffe
Einsparpotenzial durch diese Maßnahme bis 2035: 24 Mio. Tonnen.
Nötige Maßnahmen:
Anreize für CO2-sparende Bauweise
Vereinbarkeit von Holzbauweise und Brandschutz
Details: s. Klimanotstandspaket und 1,5-Grad-Gesetzespaket von GermanZero
Wiederverwendung und Recycling von Bauteilen und Baustoffen stärken
Einsparpotenzial durch diese Maßnahme bis 2035: 24 Mio. Tonnen.
Werden Bauteile wiederverwendet, so werden die zur Herstellung benötigte Energie und Ressourcen eingespart und CO2-Emissionen vermieden. Zur Verdeutlichung: Für die Herstellung eines Mauersteins werden 7,2 MJ (2 kWh), umgerechnet 0,2 l Öl benötigt. Ein aus 130.000 Steinen eines Abbruchhauses gebautes Haus spart damit rund 26.000 l Öl.
Die gebaute Umwelt, also Gebäude und Infrastruktur, lässt sich als anthropogenes Rohstofflager betrachten, das bis zu 10 Mrd. Tonnen Material enthält. Die Bedeutung dieser Betrachtungsweise wird weiter zunehmen, wenn in den nächsten Jahren aufgrund vermehrter Sanierungstätigkeit und zunehmendem Abbruch in schrumpfenden Kommunen die Bauschuttmengen ansteigen werden. Nötige Maßnahmen:
Pflicht zur Rückbauplanung als Voraussetzung für Baugenehmigung
Implementierung des Vorrangs von Recyclingbaustoffen
Recycling-Quoten für mineralische Recyclingbaustoffe
Vorrang für Recyclingbaustoffen bei der öffentlichen Auftragsvergabe auf Landesebene
Pflicht zum Rückbauplan bei Abriss
Details: s. Klimanotstandspaket und 1,5-Grad-Gesetzespaket von GermanZero
75 %
der deutschen Haushalte
heizen derzeit mit Erdgas und Heizöl
47 qm
Wohnfläche
nutzt jeder Mensch durchschnittlich in Deutschland; drei Mal mehr als 1950
250 l
Heizöl
lassen sich umgerechnet einsparen, wenn man eine 11 qm Betondecke wiederverwendet