FAQ der Klima­neutraliät

Was bedeutet "klimaneutral"? Was ist ein CO2-Budget? Macht ein halbes Grad mehr wirklich einen Unterschied? Und warum muss Deutschland schon 2035 klimaneutral sein?

Wir geben Antworten auf die häufigsten Fragen zu den Hintergründen und Zielen der Klimaneutralität.

FAQ

Ein Land, ein Wirtschaftssektor oder ein Unternehmen ist "klimaneutral", wenn jährlich nicht mehr Treibhausgase ausgestoßen werden als durch natürliche Senken gebunden werden können.

"Klimaneutral" bedeutet nicht, dass der Treibhausgas-Ausstoß gleich Null ist (dann dürfte man in Deutschland beispielsweise keine Tiere mehr halten, weil diese Methan ausstoßen), sondern dass die Menge so gering ist, dass sie in einen natürlichen Kreislauf eingebunden werden kann.

Man spricht auch von "netto null Emissionen", weil die verbleibenden Emissionen abzüglich der in Senken gebundene Emissionen in der Summe null ergeben müssen.

Als Treibhausgase bezeichnet man Gase, die den natürlichen Treibhauseffekt verstärken. Sie werden von Mensch und Tier auf natürliche Weise ausgestoßen, schon allein durch das Atmen.

Neben CO2 gibt es noch weitere Gase, wie Methan und Lachgas, die zum Beispiel in der Landwirtschaft entstehen. Mehr als 85 Prozent der in Deutschland emittierten Treibhausgase entstehen aber durch das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas bei der Energiegewinnung, im Verkehr, beim Heizen und in der Industrie.

Hintergrund

Alle Treibhausgase haben gemeinsam, dass sie sich in der Atmosphäre ansammeln. Durch den vermehrten menschengemachten Ausstoß wird diese Schicht immer dichter. Die Wärme der Sonne kann hindurch gelangen, jedoch nicht mehr zurück ins Weltall entweichen. Dadurch erwärmt sich die Erde immer weiter.

Verschiedene Gase haben eine unterschiedliche Auswirkung auf die Erderhitzung. Methan zum Beispiel ist 25-mal, Lachgas 298-mal so wirksam wie CO2. CO2 bleibt dagegen mehr als 1000 Jahre in der Atmosphäre, Lachgas ca. 120 Jahre, Methan nur 12 Jahre.

Die Position von GermanZero

Bei der Frage, wie viel Treibhausgase Deutschland noch ausstoßen darf, stützen wir uns auf Daten zum globalen Restbudget des Weltklimarats (IPCC). Bei diesem handelt es sich jedoch um ein reines CO2-Budget, Methan, Lachgas und andere Treibhausgase sind darin nicht berücksichtigt. Deshalb haben wir einen Ansatz entwickelt, um auch für die non-CO2-THG ein Budget zu berechnen. Damit können wir für Deutschland einen Reduktionspfad bis zur Klimaneutralität für die Summe aller Treibhausgase aufzeigen.

Im Pariser Klimaabkommen hat die Weltgemeinschaft 2015 beschlossen, im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten die Erderhitzung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen. Damit sollen die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels noch verhindert werden.

Hintergrund

Heute ist es weltweit bereits durchschnittlich 1,1 Grad heißer als vor Beginn der Industrialisierung. Die Erhitzung hat schon jetzt schwerwiegende Auswirkungen auf das Klima und den Menschen. Um die 1,5-Grad-Grenze nicht zu überschreiten, muss die Menschheit den Ausstoß an Treibhausgasen begrenzen.

GermanZero-Infografik zur 1,5-Grad-Grenze

Es lässt sich physikalisch exakt berechnen, welche Mengen an CO2 welchen Temperaturanstieg bewirken. Diesen Berechnungen zufolge dürfen weltweit höchstens noch 282 Gigatonnen ausgestoßen werden. Auch Deutschland hat sich völkerrechtlich dazu verpflichtet, die dafür notwendigen Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen.

Aktueller Stand

Die bislang ergriffenen Maßnahmen zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze reichen nicht aus. Die Menschheit steuert aktuell auf eine Erderhitzung von 2,7 Grad zu. Nur zwei Beispiele zum Vergleich: Ab 2,0 Grad wird die Hochwassergefahr auf 21 Prozent der Landfläche deutlich zunehmen, jeder sechsten Pflanzenart der Verlust des Lebensraumes. Halten wir die 1,5 Grad-Grenze ein, sind diese Schäden zumindest nur halb so groß. Daher muss die Menschheit alle Hebel in Bewegung setzen, um zumindest 1,5 Grad nicht zu überschreiten.

Die Position von GermanZero

Um dazu beizutragen, dass die globale 1,5-Grad-Grenze nicht überschritten wird, muss Deutschland bis 2035 klimaneutral werden. Das kann gelingen, denn die Konzepte sind vorhanden, die Technologien stehen bereit, Millionen Menschen sind hochmotiviert, unser Land zukunftssicher zu machen. Das 1,5-Grad-Gesetzespaket, Politikgespräche und LocalZero ergeben zusammen den Fahrplan für ein klimaneutrales Deutschland.

Vereinfacht gesagt bedeutet Dekarbonisierung: weg von den kohlenstoffhaltigen (engl. carbon) Energieträgern Kohle, Öl und Gas, hin zu Solar-, Wind- und Wasserkraft.

Dekarbonisierung beschreibt den Prozess, den man anstoßen, umsetzen und gestalten muss, um CO2-Emissionen zu verringern. Dabei reduziert man die Nutzung von fossilen Brennstoffen. Genau diese Übergangsphase mit dem Ziel der Klimaneutralität ist die Herausforderung.

Hintergrund

Die Dekarbonisierung ist ein langfristiger Prozess, der eine umfassende Umgestaltung unserer Systeme zur Energiegewinnung erfordert. CO2-Emissionen entstehen hauptsächlich, wenn man fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas zur Energieerzeugung, für dem Transport und die Produktion von Gütern verwendet. Daher ist der Übergang zu erneuerbaren Energien wie Solarenergie, Windenergie, Wasserkraft und Geothermie ein sehr wichtiger Schritt zur Bekämpfung des Klimawandels.

Herausforderungen

Es fehlen klare politische Rahmenbedingungen und Anreize seitens der Regierung, um die Dekarbonisierung voranzutreiben. Dabei erfordert es eine Zusammenarbeit zwischen Regierung, Unternehmen und der Gesellschaft, um politische Rahmenbedingungen zu schaffen, die Investitionen in erneuerbare Energien und energieeffiziente Technologien fördern. Ohne diese werden wir die Energiewende nicht schaffen und verfehlen das 1,5 Grad-Ziel.

Die Position von GermanZero

Weil sich die Politik mit dieser Aufgabe schwertut, hat GermanZero mehr als 200 Maßnahmen für ein Gesetzespaket entwickelt. Darin haben wir einen neue Energieordnung ausgearbeitet, die das Fundament für die Klimawende bildet. Mit ihr kann es gelingen, unsere Energieversorgung schon 2035 zu 100 Prozent auf Erneuerbare Energien umzustellen. Wie dieser Prozess gelingen kann, findest Du unter unseren Lösungen.

Der Grundgedanke beim CO2-Preis ist, dass klimaschädliches Handeln mit einem Preis versehen wird.

Er soll dafür sorgen, dass die Kosten, die in der Umwelt durch den Ausstoß von CO2 entstehen, direkt durch den Verursacher getragen werden. Sie werden damit in eine Ware oder Dienstleistung „internalisiert“ oder „eingepreist“.

Das funktioniert so, dass Unternehmen pro ausgestoßene Tonne CO2 entsprechende Zertifikate ersteigern. Man sagt auch, sie müssen „Verschmutzungsrechte erwerben.“ Die dadurch steigenden Kosten sollen einen Anreiz für den Markt darstellen, selbst klimafreundlichere Alternativen zu schaffen.

Hintergrund

Für Deutschland sind derzeit zwei zentrale CO2-Bepreisungssysteme relevant: der europäische Zertifikatehandel (EU-ETS) für die Bereiche Energie, Industrie und Luftverkehr und der nationale Zertifikatehandel (BEH) für die Bereiche Wärme und Verkehr. Der CO2-Preis liegt momentan (2023) bei 30 Euro pro Tonne CO2 in Deutschland (Wärme und Verkehr), auf EU-Ebene bei 100 Euro (Industrie, Kraftwerke und Luftfahrt).

Kritik

Leider ist das aktuelle System für den CO2-Preis nicht wirksam genug. Die CO2-Emissionen in der Wirtschaft sinken zu langsam. Zum einen gibt es Ausnahmen für Abfallwirtschaft und Schifffahrt und zum anderen ist der Preis zu niedrig, um wirklich einen Handlungsdruck aufzubauen. Außerdem gibt es kein klares Ziel, wie viel CO2 bis zu welchem Zeitpunkt eingespart werden soll. So steigt der Preis nicht genauso schnell wie das verbleibende CO2-Budget schrumpft. Dies ist aber dringend notwendig.

Die Position von GermanZero

GermanZero sieht einen CO2-Preis von anfangs 80 Euro pro Tonne auf deutscher Ebene vor, der bis 2035 auf 200 Euro steigt. Klimaprämien, Förderprogramme, ein Härtefallfonds und andere Ausgleichsmaßnahmen sorgen dafür, dass die Mehrkosten sozial gerecht ausgeglichen werden. Die wichtigsten Maßnahmen von GermanZero für die Reform des CO2-Preises findest du in unseren Lösungen.

Das CO2-Restbudget bezeichnet die Menge an Kohlendioxid (CO2), die maximal noch ausgestoßen darf, um die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Anfang 2023 betrug das Restbudget für die gesamte Welt noch 282 Gigatonnen.

Siehe auch unsere Infografiken zu Restbudget und 1,5-Grad-Grenze

Hintergrund

Beim CO2-Restbudget handelt es sich nicht um eine politische Zielsetzung, über die sich diskutieren ließe, sondern um einen physikalisch berechneten Wert, über den in der Wissenschaft Einigkeit besteht. Seit Beginn der Industrialisierung hat die Menschheit schon rund 1.7 Gigatonnen CO2 emittiert, das Klima hat sich bereits um 1,1 Grad erhitzt.

Kritik

Keine Kritik am Restbudget, sondern an der Klimapolitik der Bundesregierung: Überträgt man das globale Restbudget auf einzelne Länder, steht Deutschland, Stand Anfang 2022, noch ein nationales Restbudget von 2 Gigatonnen zur Verfügung (vgl. Berechnungen des Sachverständigenrats für Umweltfragen). Die Regierung legt ihren Zielsetzungen für Emissionsminderungen überhaupt kein Restbudget zugrunde. Wird Deutschland erst 2045 klimaneutral, wie es die Bundesregierung entsprechend dem Klimaschutzgesetz anstrebt, wird es bis dahin sein Restbudget an Treibhausgasen massiv überzogen haben.

Die Position von GermanZero

Die Position von GermanZero ist daher, dass Deutschland spätestens 2035 klimaneutral sein muss. Alle Emissionen, die bis dahin anfallen und das Restbudget überschreiten, müssen über Treibhausgassenken und internationalen Ausgleich kompensiert werden. Mit unserem 1,5 Grad Gesetzespaket zeigen wir einen Fahrplan zu einem klimaneutralen Deutschland auf.

CO2-Ausgleich (auch CO2-Kompensation) bedeutet: Eine Privatperson oder ein Unternehmen verursacht CO2-Emissionen und zahlt als Ausgleich dafür Geld an Klimaschutzprojekte, die darauf abzielen, klimaschädliche Emissionen an anderer Stelle zu mindern.

Diese Projekte können beispielsweise den Ausbau von erneuerbaren Energien fördern oder zur Aufforstung von Wäldern beitragen, die CO2 aus der Luft entnehmen.

Hintergrund

Um CO2 zu kompensieren, ermittelt man bei klimaschädlichen Aktivitäten (z. B. einer Flugreise oder dem Transport von Waren per LKW) den CO2-Ausstoß mittels eines CO2-Rechners. Dann erwirbt man Zertifikate („Emissionsminderungsgutschriften“), die dem berechneten Ausstoß entsprechen. Ein Unternehmen, das ausreichend Zertifikate erworben hat, kann sich dann als klimaneutral bezeichnen.

Kritik

Problematisch ist, dass das System wenig Anreize schafft, den Ausstoß von CO2 zu vermeiden. Wer über genügend finanzielle Mittel verfügt, kann sich einfach ‚freikaufen‘. Das führt mitunter zu ‚Greenwashing‘, bei dem sich ein Unternehmen ungerechtfertigt als klimafreundlich darstellt. Weiterhin ist es schwierig zu kalkulieren, wie viel CO2 ein bestimmtes Klimaschutzprojekt tatsächlich einspart und ob der erworbene Ausgleich ausreichend ist. Auch gibt es keine internationalen Standards dafür, wie man eine wirksame Kompensation nachweisen muss.

Die Position von GermanZero

Lassen sich Emissionen nicht vermeiden, ist kompensieren immerhin besser als nichts zu tun. GermanZero sieht vor, dass Kompensationszertifikate für private Haushalte und Unternehmen auf europäischer Ebene einem einheitlichen Qualitätsstandard entsprechen. Der ausgewiesene ökologische Fußabdruck eines Produktes darf nicht mehr durch Kompensation reduziert werden können, um Anreize zur Emissionsminderung zu setzen. Außerdem sollte der Begriff „klimaneutral“ einheitlich definiert werden und auch keine Kompensation beinhalten. Diese soll nur noch separat ausgewiesen werden dürfen.

Mit dem internationalen Ausgleich von Treibhausgasemissionen ist gemeint, dass Deutschland Klimaschutzprojekte im Ausland fördert, um eigene Emissionen zu kompensieren.

Anders als bei dem bekannten Prinzip der CO2-Kompensation von Privatpersonen oder Unternehmen handelt es sich hier um Maßnahmen, die zwischen Staaten geregelt werden müssen.

Hintergrund

Auch wenn Deutschland alles daransetzt, seinen Treibhausgasausstoß auf null zu bringen, wird sein verbleibendes CO2-Budget deutlich vor 2035 aufgebraucht sein. Für die Folgejahre bis 2035 ergibt sich deshalb ein enormer Bedarf an Minderungsmaßnahmen. Diese lassen sich nur durch Partnerschaften mit anderen Ländern verwirklichen, um auf deren Gebiet erhebliche zusätzliche Emissionsminderungen einzuleiten.

Geeignet sind Projekte, die insbesondere auch den jeweiligen Ländern zugutekommen – zum Beispiel solche, die die Rodung des Regenwaldes mindern, Wind- und Solarparks in Ländern des globalen Südens aufbauen oder die Nutzung von Biomasse fördern.

Kritik

Bislang gibt es keine Verpflichtung zur Kompensation der Emissionen über das Restbudget hinaus – auch keine Selbstverpflichtung Deutschlands. Es bestehen keine internationalen Standards für Wirksamkeit und Transparenz der Projekte. Dadurch ergibt sich ein Risiko, dass dieselbe Emissionsreduktion an das Klimaziel mehrerer Staaten angerechnet wird.

Die Position von GermanZero

Wenn Ausgleichsmaßnahmen im Ausland umgesetzt werden, darf das nicht dazu führen, dass emissionsmindernde Maßnahmen im Inland verschleppt werden. Der internationale Ausgleich stellt nur eine Ergänzung der Klimaschutzbemühungen dar. Damit er erfolgreich sein kann, braucht es globale Rahmenbedingungen und eine Qualitätssicherung. Für Deutschland sollte die Pflicht zum Emissionsausgleich muss zudem verfassungsrechtlich verankert werden.

Mehr dazu auf unseren Maßnahmen-Seiten

Deutschland gehört zu den Top 10 Verursachern von CO2-Emissionen pro Kopf. Wir haben als Industrienation eine Vorbildfunktion für sich industrialisierende Länder. Nicht nur diese ziehen nach, wenn ein Land wie Deutschland den ersten Schritt tut.

Hintergrund
Deutschlands Anteil an den globalen Emissionen mag ‚nur‘ zwei Prozent betragen, allerdings liegt unser Anteil an der Weltbevölkerung lediglich bei 1,1 Prozent. Das bedeutet, Deutschland emittiert pro Kopf doppelt so viel CO2 wie der Weltdurchschnitt. Gleichzeitig hat Deutschland eine historische Verantwortung und muss ein Vorbild schaffen, um den sich industrialisierenden Ländern einen Pfad in eine klimaneutrale Weiterentwicklung aufzuzeigen. Beispiel: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hat die Energiewende rasant beschleunigt und hat bis heute Nachahmung in mehr als 80 Ländern gefunden!

Kritik
Es ist ein häufig genanntes Argument, dass es nichts bringt, wenn Deutschland alleine etwas tut. Allerdings trägt es nicht zur Logik der Lösung der Klimakrise bei, nichts oder nur wenig zu tun – egal wie hoch der Beitrag zur Erderhitzung ist. Ganz unabhängig davon hat das Bundesverfassungsgericht auch dargelegt, dass der Gesetzgeber dazu verpflichtet ist, jetzt schnell und wirksam zu handeln, damit kommende Generationen eine Zukunft haben.

Die Position von GermanZero
Jedes Land muss früher oder später aufhören, Treibhausgase auszustoßen, um die Klimakrise abzubremsen. Deutschland hat die Mittel und die Möglichkeiten, beim Klimaschutz voranzugehen und als eines der ersten Länder weltweit seine Treibhausgasemissionen auf null zu bringen.

Gasheizungsverbot, Sanierungsverpflichtung, PV-Pflicht für Neubauten und und und - kann man beim Klimaschutz statt der vielen Vorschriften nicht auf Anreize setzen? In manchen Bereichen schon. Doch wenn es um Fairness, Tempo und Gemeinwohl geht, sind ordnungsrechtliche Maßnahmen wie Verpflichtungen und Verbote oft wirksamer.

Ordnungsrecht schafft Fairness und Sicherheit

Gesetze sind für alle Menschen gleichermaßen gültig, unabhängig zum Beispiel von ihrem Einkommen. Auch in der Wirtschaft schaffen sie für alle Unternehmen die gleichen Spielregeln. Durch klare gesetzliche Vorgaben ist es im Gegensatz zu steuerlichen Anreizen auch einfacher nachzuvollziehen, wie wirksam die Maßnahmen für die Minderung des CO2-Ausstoßes sind. Zusätzlich geben Gesetze Planungssicherheit, wenn Unternehmen oder Verbraucher:innen langfristige Investitionen tätigen.

Freiwilligkeit reicht oft nicht

Zudem besteht beim Klimaschutz oft ein Konflikt zwischen Einzel- und Gesellschaftsinteressen. Gesetze können diesen Konflikt auflösen. Um ein Beispiel zu geben: Ein Vermieter hat keinen finanziellen Nutzen, wenn er die Gasheizung seiner Mieter freiwillig gegen eine Wärmepumpe tauscht. Die Gasheizung wirkt sich mit ihrem CO2-Ausstoß aber auch negativ auf das Wohl der Gemeinschaft aus. Hier hilft eine gesetzliche Lösung, die den Heizungsaustausch sozial gerecht regelt.

Verfassungsrechtliche Verpflichtung

Schließlich mahnt auch das Bundesverfassungsgericht gesetzliche Regelungen zum Klimaschutz an. Laut seinem wegweisenden Beschluss vom März 2021 ist der Gesetzgeber verfassungsrechtlich dazu verpflichtet, "Voraussetzungen und Anreize für die Entwicklung klimaneutraler Alternativen zu schaffen.“ Durch Gesetze entsteht ein Entwicklungsdruck für Produkte, Dienstleistungen, Infrastruktur und vieles mehr. Dieser bietet einen Anreiz, Strukturen so umzugestalten, dass diese CO2-Emissionen einsparen.

Ob reduzierter Fleischkonsum, Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, Kauf gebrauchter Kleidung oder Energiesparen – hinter diesen Appellen den eigenen Lebensstil anzupassen, steckt das Prinzip der Suffizienz.

Man versteht darunter die genügsame und nachhaltige Nutzung von Ressourcen. Im Mittelpunkt ist immer die Frage: Was ist genug, um ein glückliches und erfülltes Leben zu führen?

Hintergrund

Mit Suffizienz ist gemeint, dass man nur so viele Ressourcen nutzt, wie man wirklich benötigt. Man verändert seine Lebensweise dahingehend, achtsam zu sein und mehr Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer Menschen und zukünftiger Generationen zu nehmen. Der Grundgedanke dabei ist, dass sich der ungebremste Konsum nicht mit einer nachhaltigen Entwicklung vereinbaren lässt.

Auch wenn häufig der Lebensstil der Einzelperson betrachtet wird, ist Suffizienz nicht nur eine individuelle Entscheidung, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe.

Kritik

Suffizienz geht mit Verzicht einher und wird deshalb oft mit Einschränkung der persönlichen Freiheit gleichgesetzt. Aus diesem Grund fällt es auch der Politik schwer, dieses Prinzip in politischen Konzepten und Programmen stärker zu berücksichtigen. Vorschriften zum Lebensstil jedes Einzelnen kommen selten gut an. Gleichzeitig steht diese unter Druck Wirtschaft und Beschäftigung zu fördern, was mit der Suffizienz nicht unbedingt vereinbar scheint.

Die Position von GermanZero

Aktuell leben wir über die Grenzen des Planeten. Das zeigt der deutsche Earth Overshoot Day, der 2023 bereits am 04. Mai stattfand, sehr deutlich. Zu diesem Datum hat Deutschland alle Ressourcen aufgebraucht, die die Natur innerhalb eines Jahres zur Verfügung stellen kann. Das kann so nicht aufrechterhalten werden. Es geht für uns weniger um Verzicht, sondern um eine Begrenzung dessen, was zu viel verbraucht wird.

Gleichzeitig kann eine Änderung der Verhaltensweise sowohl gesamtgesellschaftlich (bspw. bessere Luftqualität oder weniger Müll in Städten) als auch individuell (Entschleunigung des Alltags, weniger Gerümpel, geringere Ausgaben) einen Gewinn an Lebensqualität bringen.

Im Allgemeinen versteht man unter dem Prinzip der Effizienz: mit weniger Ressourceneinsatz mehr erreichen. Die knapp vorhandenen Ressourcen unseres Planeten sollen ergiebiger genutzt werden. In vielen Fällen wird dies durch den Einsatz von technischen Innovationen ermöglicht.

Hintergrund

Das bekannteste Beispiel ist sicherlich die LED-Leuchte mit niedrigerem Stromverbrauch im Vergleich zur Glühbirne. Auch Kühlschränke sind heute viel stromsparender als die alten Modelle. Bei der Effizienzstrategie wird das Verhältnis von Material- oder Energieeinsatz zur Leistung optimiert. Dies kann gelingen durch die Verbesserung der Produkte, der Prozesse in der Herstellung oder durch die Entwicklung von neuen Technologien.

Kritik

Das Effizienzprinzip wird gerne von wirtschaftsnahen Vertretern der Politik aufgegriffen, da es die ökonomische Produktivität und das Wachstum unterstützt. Problematisch ist dabei jedoch, dass die Ersparnisse dazu verleiten können, an anderer Stelle mehr zu verbrauchen. Zum Beispiel können sparsame Autos dazu führen, dass man mehr damit fährt. So werden die eigentlich erzielten Einsparungen praktische wieder zunichte gemacht. Außerdem kommen bei neuen Technologien zum Beispiel Plastik oder Chemikalien zum Einsatz, deren Entsorgung umweltschädlich sein kann.

Die Position von GermanZero

Eine Umstellung auf einen effizienteren Ressourcenverbrauch ist grundsätzlich von Vorteil, allerdings muss insgesamt eine höhere Ressourceneffizienz erreicht werden. Diese muss über dem Wirtschaftswachstum liegen, sodass es absolut zu einer Verringerung des Ressourceneinsatzes kommt statt lediglich im Verhältnis. Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, um entsprechende technologische Neuerungen voranzutreiben.

Das berechnete Restbudget für Deutschland kann nur eingehalten werden, wenn wir bis 2035 CO2-neutral werden. Nur dann trägt Deutschlands Beitrag mit einer „Netto Null“ sicher dazu bei, dass die globale 1,5-Grad-Grenze nicht überschritten wird.

Je länger wir die Transformation hinauszögern, desto mehr werden unsere natürlichen Systeme aus dem Gleichgewicht geraten. Und je schwerer die Klimakrise uns trifft, desto teurer wird es. Die derzeit angestrebte Klimaneutralität 2045 oder 2050 käme daher viel zu spät.