FAQ
Was bedeutet "klimaneutral"?

Ein Land, ein Wirtschaftssektor oder ein Unternehmen ist "klimaneutral", wenn jährlich nicht mehr Treibhausgase ausgestoßen werden als durch natürliche Senken gebunden werden können. Es bedeutet nicht, dass der Treibhausgas-Ausstoß gleich Null ist (dann dürfte man in Deutschland beispielsweise keine Tiere mehr halten, weil diese Methan ausstoßen), sondern dass die Menge so gering ist, dass sie in einen natürlichen Kreislauf eingebunden werden kann.
Man spricht auch von "netto null Emissionen", weil die verbleibenden Emissionen abzüglich der in Senken gebundene Emissionen in der Summe null ergeben müssen.
Was bedeutet die 1,5-Grad-Grenze?

Im Pariser Klimaabkommen hat die Weltgemeinschaft 2015 beschlossen, im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten die Erderhitzung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen. Damit sollen die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels noch verhindert werden. Auch Deutschland hat sich völkerrechtlich dazu verpflichtet, die dafür notwendigen Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen. Bereits heute liegt die Temperatur schon um ein Grad höher als damals. Viel Zeit bleibt also nicht mehr.
1,5 oder 2 Grad: kein großer Unterschied, oder?

Selbst in einer „1,5-Grad-Welt“ wären bereits rund 40 Prozent der deutschen Sommer so heiß wie der Hitzesommer 2003. 70 bis 90 Prozent der Korallenriffe würden absterben, Bewohner flacherer Inselstaaten müssten umgesiedelt, Deiche erhöht werden, weil der Meeresspiegel steigt und ganze Lebensräume – für Mensch und Tier – verschwinden lässt. Wenn wir das Ziel um nur 0,5 Grad verfehlen, wir also eine „2-Grad-Welt“ hätten –, wären die Folgen noch weitaus fataler. Dann können Kipppunkte im Klimasystem, wie das Auftauen des Permafrostbodens, dafür sorgen, dass sich der Klimawandel eigenständig verstärkt und von der Menschheit nicht mehr aufgehalten werden kann.
Was ist ein CO2-Budget?

Wenn die Menschheit die 1,5-Grad-Grenze einhalten will, dürfen ab jetzt weltweit nicht mehr als 420 Gigatonnen CO2 ausgestoßen werden. Das ist keine politische Entscheidung, sondern schlicht Physik. Weltweit gleichmäßig verteilt hat Deutschland nur noch ein „Budget“ von 2,5 Gigatonnen. Gemessen an unserem jetzigen Treibhausgasausstoß werden wir dieses Budget bereits Mitte der 2020er-Jahre aufgebraucht haben.
Warum muss Deutschland schon 2035 klimaneutral sein?

Das berechnete Restbudget für Deutschland kann nur eingehalten werden, wenn wir bis 2035 CO2-neutral werden. Nur dann trägt Deutschlands Beitrag mit einer „Netto Null“ sicher dazu bei, dass die globale 1,5-Grad-Grenze nicht überschritten wird. Je länger wir die Transformation hinauszögern, desto mehr werden unsere natürlichen Systeme aus dem Gleichgewicht geraten. Und je schwerer die Klimakrise uns trifft, desto teurer wird es. Die derzeit angestrebte Klimaneutralität 2045 oder 2050 käme daher viel zu spät.
Deutschlands Anteil an den globalen Emissionen beträgt doch nur 2 Prozent. Wir können nicht die Welt retten!

Unser Anteil an der Weltbevölkerung liegt bei 1,1 Prozent. Wir emittieren also doppelt so viel CO2 wie der Weltdurchschnitt. Unser Land zählt zu den Top Ten der Verursacher von CO2. Es trägt nicht zur Logik der Lösung der Klimakrise bei, nichts oder nur wenig zu tun – egal wie hoch der Emissionswert ist. Und es ist auch nicht rechtens, urteilte jüngst das Bundesverfassungsgericht.
Warum sollte unbedingt Deutschland den Anfang machen?

Viele ziehen nach, wenn ein Land wie Deutschland den ersten Schritt macht. Beispiel: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hat die Energiewende rasant beschleunigt und hat bis heute Nachahmung in mehr als 80 Ländern gefunden! Gerade als langjährige Industrienation hat Deutschland eine historische Verantwortung. Wir müssen Vorbilder kreieren, um den sich industrialisierenden Ländern einen Pfad in eine klimaneutrale Weiterentwicklung zu bereiten.