Vision: Klimaneutraler Verkehr im Jahr 2035

Autos elektrisch, Schiene vor Straße

Wagen wir gemeinsam einen Blick in die Zukunft der klimaneutralen Mobilität: Wenn wir im Jahr 2035 von „Verkehr“ sprechen, denken wir an: unterwegs sein, uns bewegen, entspannt, individuell und schnell von A nach B kommen. Verrückt, wie rasant sich die Zeiten geändert haben.

Visionen Verkehr
22.02.2022
GermanZero

Vor 15 Jahren hatten wir beim Thema „Verkehr“ vor allem noch laute Autos, verstopfte Straßen, nicht enden wollende Staus und Stress vor Augen. Dass sich das gewandelt hat, verdanken wir auch den Bürgermeister:innen, Landrät:innen und Verkehrsminister:innen, die heute bewegungsfreundliche Verkehrspolitik machen, anstatt vor allem den Automobilverkehr zu fördern.

Die Wende brachte das 1,5-Grad-Gesetzespaket nach der Bundestagswahl von 2021 mit einer Reihe von Maßnahmen, die damals hochpolitisch waren. Doch wie beim einst kontroversen Rauchverbot für Restaurants, das sich kein Mensch mehr anders wünscht, wollen wir auch bei der menschengerechten Mobilität nicht mehr zurück. Wir wollen nur noch mehr davon.

Lebenswerte Städte

Wer 2035 in der Innenstadt lebt und vor die Tür tritt, hört Vögel zwitschern und sieht Kinder auf der Straße spielen. Immer mehr Quartiere werden zu „Kiezblocks“, Zonen ohne Durchgangsverkehr. Autos surren nur noch an ihren Rändern entlang.

Vor den Häusern ist viel Platz für Grün- und Spielflächen, seit wir deutlich weniger Autos besitzen. Wir sind lieber bequem mobil, ohne Parkplatzsorgen und teure Werkstattbesuche. In den letzten 15 Jahren ist eine perfekte Verzahnung von Bus und Bahn, Ride Sharing und Mietfahrrädern entstanden. Städte wie Münster oder Freiburg, Amsterdam oder Kopenhagen machten als „Stadt der kurzen Wege“ Schule. Arbeit, Bildung, Einkaufen und Freizeit — all das gibt es dank kluger und gut finanzierter Stadtplanung wieder in der Nähe der eigenen Wohnung.

Elektrisierend: Der Wandel der Autoindustrie

Wenn jemand ein Auto besitzt, dann parkt es meist am Rand des Wohnquartiers. Als nach der Bundestagswahl der Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor ab 2025 beschlossen wurde, ging es schnell: Die Autobauer standen schon in den Startlöchern, man wusste ja aus Norwegen, Kalifornien und China, dass der Verbrennerausstieg bevor stand. VW verkündete, dass Elektroautos der nächsten Generation günstiger sein würden als vergleichbare Verbrenner. Die klaren Zielvorgaben der deutschen Politik beschleunigten den Wandel, etwa durch den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Das Laden des E-Autos ist einfach und zuverlässig wie seinerzeit das Tanken. In Batteriewerken, bei Energieversorgern, Softwarefirmen und Anbietern der Ladeinfrastruktur sind viele Tausend neue Arbeitsplätze entstanden.

Ländliche Regionen: Eng verbunden

Seit Home Office vom Staat gefördert wird und jeder Haushalt über Glasfaser vernetzt ist, pendeln immer weniger Berufstätige in die Stadt. Vereine, kleine Läden und Werkstätten sind bestens besucht, Bürogemeinschaften und Start-ups gedeihen prächtig. Nachdem die Pendlerpauschale gestrichen wurde, ist mit jährlichen Steuermehreinnahmen von 5 Milliarden Euro genügend Geld für digital vernetzte Mobilität vorhanden. In dünn besiedelten Gebieten tingeln kommunal geförderte Bürgerbusse übers Land. Eine Kombination von Bus und Bahn, Sharing-Diensten und Pendlernetzen macht die Menschen auf dem Land so mobil, dass die Mehrzahl ohne Auto lebt.

Bequem mit der Bahn

Die Bahn verbindet Regionen und Metropolen im Jahr 2035 komfortabel im 30-Minuten-Takt, weshalb heute dreimal so viele Menschen damit fahren als noch 2020. Die klimaschädlichen Subventionen im Luftverkehr, die den Wettbewerb verzerrten, wurden abgeschafft. Kein Mensch fliegt mehr innerhalb Europas — das ist dank des gut ausgebauten (Nacht-)Zugnetzes auch gar nicht nötig. Stillgelegte Bahnstrecken sind wieder in Betrieb, über 3.000 Streckenkilometer wurden elektrifiziert. Ein integriertes und vollständig digitalisiertes Betriebssystem sorgt grenzüberschreitend für den flüssigen Betrieb, perfekte Streckenauslastung und eine Pünktlichkeit, von der man früher träumte.

Möglich ist das alles, weil sich Deutschland an Vorbildern wie der Schweiz und Schweden orientiert hat und die Investitionen in die Schieneninfrastruktur mehr als verdoppelte.

Schiene vor Straße

Von den Investitionen profitiert auch der Güterverkehr: Ein Drittel der Transporte wurde auf die Schiene verlagert. Win-Win für Klima und Wirtschaft: Güter, die per Bahn reisen, verursachen gegenüber Straßenfracht nur ein Sechstel der Emissionen. Seit die Lkw-Betreiber:innen die milliardenschweren externen Kosten des Straßenverkehrs vollständig tragen, sind lange, emissionsintensive Transporte per Straße unrentabel geworden. Unvermeidbare Straßentransporte wurden auf regenerative Energieträger umgestellt.