Aus alt mach neu

Reparieren, wiederverwenden, recyceln - Wie Kreislaufwirtschaft funktioniert

Das gegenwärtige Wirtschaftsmodell folgt dem linearen Ansatz „Take-Make-Waste“. Ressourcen werden gewonnen, verarbeitet, verwendet und am Ende meist als Abfall entsorgt. Das Modell der Kreislaufwirtschaft ist der Gegenentwurf dazu.

Von Salome Kroiher

Industrie
09.06.2021
Salome Kroiher

Die Kreislaufwirtschaft ist darauf ausgerichtet, bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich zu nutzen- und zwar mit Gewinn. Das geschieht insbesondere durch Wiederverwendung und Reparatur bestehender Produkte und ihrer Bestandteile. Ist beides nicht mehr möglich, sollen Produkte wieder in ihre Ausgangsstoffe — Rohstoffe — zerlegt und dann erneut für die Herstellung von Produkten verwendet werden. Der Lebenszyklus von Produkten wird verlängert, das Abfallaufkommen auf ein Minimum reduziert.

Was hat das mit Klimaschutz zu tun?

Die Produktion neuer Materialien und Produkte bringt einen enormen Ausstoß an CO2 mit sich. Ein Beispiel: Im Lebenszyklus eines iPhone X werden insgesamt 79 Kilogramm CO2 ausgestoßen. Allein 80 % davon entstehen in der Produktion. 17 % entfallen auf die Benutzung durch die Verbraucher*innen, 2 % auf den Transport und 1 % auf das Recycling. Wird hingegen ein gebrauchtes iPhone X aufbereitet und weiter genutzt, können rund 63 Kilogramm CO2 eingespart werden.

Klimafreundlicher Kreislauf: Wo weniger Materialien und Produkte neu hergestellt werden, fallen deutlich weniger Emissionen an.

Würde man die Lebensdauer aller Waschmaschinen, Notebooks, Staubsauger und Smartphones im EU-Raum um nur um ein Jahr verlängern, könnte man dadurch rund vier Millionen Tonnen CO2 einsparen. Die gleiche Einsparung würde man erreichen, wenn zwei Millionen Autos weniger auf den Straßen unterwegs wären.

CO2-Emissionen können auch gespart werden, indem für die Herstellung von neuen Produkten vermehrt recycelte Materialien, sogenannte Sekundärmaterialien, verwendet werden. Denn im Vergleich zur Gewinnung von Primärmaterialien ist es um einiges weniger CO2-intensiv, Abfälle aufzubereiten und wiederzuverwerten. Der Ersatz einer Tonne Neuware Kunststoff durch Recyclingmaterial spart beispielsweise rund 1,45 bis 3,22 Tonnen CO2.

Maßnahmen für einen starken Materialkreislauf von Elektro- und Elektronikgeräten

  1. Um insbesondere gebrauchte Geräte wie Smartphones, Tablets und Laptops aufzubereiten und wiederzuverwenden oder zu recyceln, brauchen wir ein Pfandsystem für Elektro- und Elektronikgeräte. Das Pfandsystem bietet einen Anreiz, Geräte zurückzubringen.

  2. Die Produktkonzeption von Elektro- und Elektronikgeräten muss ökologischen Designkriterien folgen, sodass Wiederverwendung, Demontage und Verwertung von Altgeräten sowie deren Bauteilen und Werkstoffen erleichtert werden.

  3. Damit Hersteller:innen ihrer Verantwortung für umweltfreundliche, langlebige und reparaturfähige Produkte nachkommen, müssen sie verpflichtet werden, mithilfe eines Reparatur-­Index Auskunft über die Reparierbarkeit ihrer Produkte zu geben.

  4. Unabhängige Reparaturbetriebe und Verbraucher*innen müssen Zugang zu Ersatzteilen haben.

  5. Die Kosten für Ersatzteile müssen in einem angemessenen Verhältnis zu den Herstellungskosten liegen.

  6. Um Nutzungsdauern zu verlängern, sollten Mindestkompatibilitätsdauern für neue Software mit vorhandener Hardware festgelegt werden.

  7. Für Reparaturen und „Second-HandProdukte“ sollte ein reduzierter Mehrwertsteuersatz gelten.

  8. Nach Wiener Vorbild sollten Reparaturbons eingeführt werden. Die Stadt Wien übernimmt 50 % der Kosten für eine Reparatur bis hin zu einem Beitrag von 100 Euro. Dabei wird der Betrag direkt von der Rechnung für die Reparatur abgezogen, ein aufwendiges Erstattungsverfahren entfällt.

  9. Um langfristig eine ressourcenschonende Produktpolitik sicherzustellen, muss eine Garantieaussagepflicht für Hersteller*innen gesetzlich festgeschrieben werden. Dabei müssen Hersteller*innen eine Aussage über die garantierte Mindestlebensdauer ihrer Produkte treffen. Sie können auch eine „Nullauskunft“ geben.

  10. Durch die Vorbereitung für die Wiederverwendung werden Produkte, die sonst auf dem Müll landen würden, Teil eines separaten Abfallstroms und einer neuen Nutzung zugeführt. Die verbindlichen Quotenvorgaben hierfür müssen gesteigert werden.

Diesen Text und viele andere findest du auch im GermanZero-Magazin.