Neun Vorschläge zur Klimafinanzierung

Diese Zukunftsinvestitionen braucht das Land

Nach dem Ende der Ampelregierung hat sich ein Gelegenheitsfenster für eine Reform der Schuldenbremse geöffnet – wie GermanZero-Geschäftsführer Michael Schäfer bereits im Tagesspiegel schrieb. Da die kommunale Klimaschutzpolitik sehr häufig an fehlenden Investitionsmitteln scheitert, muss eine solche Reform auch Ländern und Kommunen die dringend nötigen Klimainvestitionen ermöglichen.

Klimapolitik
24.02.2025

Die Schuldenbremse muss also weiterentwickelt werden und Raum für zukunftsorientierte Investitionen in Infrastruktur, Wirtschaft und Lebensgrundlagen schaffen.

Am Beispiel von neun konkreten Klimainvestitionen wird deutlich, wie wir sowohl den ökonomischen als auch den ökologischen Fortschritt nachhaltig sichern können.

Sektor: Energie

1. Zuschüsse für Energiegemeinschaften

GermanZero fordert: Mehr Bürgerenergie 

Indem sich Bürger:innen zusammenschließen, um gemeinsam Energie zu produzieren und zu nutzen, können alle die Energiewende vorantreiben und mitgestalten. Wenn solche Energiegemeinschaften aktiv in erneuerbare Energien investieren, werden sie Renewable Energy Communities (RECs) genannt. Wir fordern finanzielle Zuschüsse für neu gegründete RECs, die den hohen Bürokratieaufwand ausgleichen und dem Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit dienen sollen. Diese Klimainvestitionen können beispielsweise die Anschaffung von Infrastruktur für Solar-, Wärme oder Windenergie erleichtern. RECs treiben damit nicht nur die Energiewende voran, sondern sorgen zusätzlich für eine Demokratisierung und Dezentralisierung des Energiemarktes. 

Zusammenhalt in den Kommunen

Das bringt’s:

Durch die finanziellen Zuschüsse könnten neue Energiegemeinschaften ermöglicht und Menschen unterstützt werden, denen es an Erfahrung und Startkapital fehlt. RECs stärken das Gemeinschaftsgefühl und können Kommunen näher zusammenbringen. Der Hauptvorteil: Mitglieder einer Energiegemeinschaft reduzieren ihre Energiekosten drastisch, generieren zusätzliche Einnahmen und gewinnen Unabhängigkeit von den großen Energieversorgern. Wer zusätzlich in Energiespeicher investiert, kann zudem überwiegend mit eigens produzierter Energie auskommen.

2. Zuschüsse an Kommunen für den Bau von Windkraftanlagen

GermanZero fordert: Frischen Wind für alle 

Windkraft ist für eine effektive Energiewende und die Energiesicherheit der Zukunft unerlässlich. Doch der Bau von Windkraftanlagen ist für Einzelpersonen oder kleine Gruppen meist zu teuer und zu bürokratisch – und damit unrealistisch. Vor allem Kommunen sind beim Ausbau der Windenergie daher von entscheidender Bedeutung: Sie kennen die lokalen Bedürfnisse und können geeignete Flächen identifizieren. Durch gezielte Zuschüsse in Form von Klimainvestitionen müssen Kommunen unterstützt werden, selbst in den Bau von Windkraftanlagen zu investieren. Die direkte Beteiligung könnte den Genehmigungs- und Bauprozess beschleunigen, denn das Einbeziehen der Menschen vor Ort erhöht die Akzeptanz von Windrädern in der eigenen Umgebung.

weniger Kosten durch mehr Windkraftanlagen

Das bringt’s:

Auch hier gilt: Der Bau von Windenergieanlagen in der eigenen Kommune reduziert die Energiekosten für die Einwohner:innen und stärkt die Energieunabhängigkeit. Darüber hinaus nimmt die Kommune Geld für überschüssige Energie ein, das sie in den Ausbau der eigenen Infrastruktur, in Spielplätze oder Schulen investieren kann. Gleichzeitig könnten Gewerbe- oder Grundsteuern gesenkt werden, was nicht nur weitere Entlastungen für die Menschen vor Ort bedeutet, sondern auch neue Arbeitsplätze in der Region schaffen kann.

3. Ausbau der Infrastruktur und der Häuseranschlüsse für Fernwärme

GermanZero fordert: Nachhaltige Wärme für alle

Noch immer werden 75 % aller Gebäude in Deutschen mit fossilen Energieträgern beheizt. Damit sich das endlich ändert, setzen wir auf Fernwärme – die effizienteste Möglichkeit zum Heizen in Ballungsräumen. Noch fehlt es allerdings an geeigneter Infrastruktur, weshalb Klimainvestitionen für den Ausbau des Rohrleitungssystems und die Gebäudeanschlüsse (Wärmeübergabestationen) genutzt werden sollten – in Form von Zuschüssen oder staatlich geförderten Krediten. Privatpersonen können so entlastet und die Umrüstung beschleunigt werden. Förderungen sollten jedoch nur für eine nachhaltige Fernwärmeproduktion vergeben werden.

Fernwärme

Das bringt’s:

Mehr Geld, Zeit und bessere Luft. Fernwärme ist deutlich günstiger als Heizsysteme mit Öl und Gas und wird noch billiger, je mehr Menschen sie nutzen. Wartungs- und Reparaturkosten entfallen, denn Fernwärme wird in zentralen Anlagen erzeugt. Rauch, Ruß oder unangenehme Gerüche im eigenen Zuhause gehören damit ebenfalls der Vergangenheit an.

Sektor: Wohnen und Sanieren

4. Staatliche Förderung für energieeffizientes Sanieren

 GermanZero fordert: Energieeffizientes Wohnen für alle

Deutschlandweit müssen Wohnhäuser klimaschonend saniert werden – viele Haushalte oder Vermieter können sich das jedoch nicht leisten. Um zentrale Maßnahmen wie die Dämmung von Außenwänden, Dächern, Fenstern, Türen und Kellerdecken dennoch umsetzen zu können, fordern wir finanzielle Zuschüsse und eine sozial gerechte Ausgestaltung der Förderprogramme, um Vermieter:innen mit niedrigeren Einkommen stärker zu fördern. Durch diese Zuschüsse soll verhindert werden, dass Sanierungskosten auf Mieter:innen umgelegt werden. In Österreich z. B. werden Fördermittel mit Mietpreisbegrenzungen verknüpft, um Gentrifizierung und Verdrängung zu vermeiden.

Wohnhäuser müssen effizienter werden.

Das bringt’s: 

 Eine effiziente Dämmung führt zu einem reduzierten Energieverbrauch und damit zu niedrigeren Kosten – angesichts steigender Energiepreise für Privathaushalte besonders relevant. Außerdem sorgt eine gute Dämmung für ein angenehmeres Raumklima, weniger Zugluft, weniger Schimmelbildung sowie eine gleichmäßigere Temperaturverteilung. Ein weiteres Plus: Sanierte Gebäude sind auf dem Immobilienmarkt attraktiver und können bereits heute zukünftige gesetzliche Standards erfüllen, die teure Nachrüstungen vermeiden.

Sektor: Kreislaufwirtschaft

5. Material- und Fortbildungsinvestitionen in Repair Shops

GermanZero fordert: Reparieren statt Wegschmeißen 

 Jährlich landen Millionen von Elektroartikeln und Alltagsgegenständen im Müll. In sogenannten Repair Shops könnten defekte Elektrogeräte, Möbel oder Kleidung stattdessen kostengünstig repariert werden. Solche Läden zeigen, dass eine Kreislaufwirtschaft vor Ort gelingen kann, und bieten eine konkrete Möglichkeit, wertvolle Ressourcen und Emissionen einzusparen. Klimainvestitionen in Repair Shops können bei der Anschaffung von Werkzeug und moderner Reparaturtechnologie unterstützen sowie Schulungsprogramme für Fachkräfte finanzieren. Voraussetzung für die Förderung ist, dass die Reparaturkosten im Vergleich zu anderen Anbietern deutlich kostengünstiger sind. Durch die Reduzierung von Reparaturkosten und die Verbesserung der Verfügbarkeit solcher Dienstleistungen würden Repair Shops wettbewerbsfähiger gegenüber der Neuanschaffung von Produkten. Ziel muss es sein, ein bundesweites Netz von Repair Shops zu etablieren: eines in jedem Viertel oder jeder Kommune.

Reperatur vor Ort lohnt sich oft mehr.

Das bringt’s: 

 Eine einfache und erschwingliche Möglichkeit, Elektrogeräte und andere Alltagsgegenstände zu fairen Preisen und direkt vor Ort reparieren zu lassen. Damit entfällt auch langes Warten auf den Versand von Geräten an zentrale Reparaturstellen oder die Suche nach Ersatzprodukten. Durch die Förderung von Repair Shops kann qualifiziertes Fachpersonal ausgebildet werden, was neue Arbeitsplätze schafft, die lokale Wirtschaft stärkt und die langfristige Verfügbarkeit von Reparaturdiensten sicherstellt.

Sektor: Verkehrsinfrastruktur

6. Ausbau und Instandhaltung von Fahrradwegen

GermanZero fordert: Sicheres Radfahren für alle

Fahrradfahren ist klimafreundlich, gesundheitsfördernd und sorgt für größere Unabhängigkeit vom Auto. Doch noch immer ist die Infrastruktur für den Radverkehr in schlechtem Zustand oder fehlt komplett. Das führt nicht nur zu einer hohen Unzufriedenheit der Radfahrenden, sondern darüber hinaus zu einer erhöhten Unfallgefahr. Klimainvestitionen sollten eingesetzt werden, um den nationalen Radverkehrsplan der Bundesregierung umzusetzen, der klare Ziele für den Ausbau von Radwegen setzt. Um das große Potenzial fürs Fahrradfahren auszuschöpfen und Alltagswege sicherer zu machen, werden breitere, geschützte Radwege an allen Hauptverkehrsstraßen sowie ein bundesweit durchgängig befahrbares Netz an Radschnellwegen (mind. 3–4 Meter breit) benötigt.Laut dem adfc Baden-Württemberg müssten dafür jährlich ca. 2,5 Milliarden Euro investiert werden.

lieber Fahrrad statt Autos in der Innenstadt

Das bringt’s: 

 Mehr Sicherheit und Spaß beim Radfahren. Investitionen in die Radinfrastruktur erhöhen die Verkehrssicherheit – eine wichtige Grundvoraussetzung, damit Menschen motiviert werden, für ihre Alltagswege aufs Rad umzusteigen. Das spart zudem Kosten für den ÖPNV oder das Auto, ermöglicht mehr Unabhängigkeit und wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Regelmäßiges Radfahren reduziert das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sorgt für bessere Luft in den Städten – sofern mehr Menschen ihr Auto einfach stehen lassen.

7. Investitionen in Anschaffung von E-Bussen für Kommunen

GermanZero fordert: Nachhaltige Mobilität für alle

Der Busverkehr spielt beim Thema Mobilität eine zentrale Rolle – nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land. Busflotten auf Elektroantrieb umzustellen bietet zahlreiche Vorteile: E-Busse sind klimafreundlicher, günstiger in Betriebs- und Wartungskosten und verbrauchen allgemein weniger Energie. Die eingesparten Kosten sollten genutzt werden, um Busse – auch kleinere Modelle als bisher – häufiger einzusetzen. In der Anschaffung sind E-Busse jedoch noch deutlich teurer als Dieselbusse. Deshalb sollten Kommunen durch Klimainvestitionen in dem Ziel unterstützt werden, saubere und häufigere Busverbindungen anzubieten.

E-Busse als Alternative zum Auto

Das bringt’s: 

Eine gesteigerte Taktung des Busverkehrs macht Menschen, vor allem in ländlichen Regionen, mobiler und flexibler. Elektrobusse sorgen durch ihren geringeren Schadstoffausstoß für eine bessere Luftqualität und sind deutlich leiser, was insbesondere in Städten zu einer spürbaren Reduzierung des Verkehrslärms führt.

Sektor: Natur 

8. Wälder schützen und stärken

Gesunde Wälder erfüllen eine Vielzahl von ökologischen Funktionen: Sie binden CO₂, schützen vor Bodenerosion, regulieren den Wasserkreislauf und dienen als Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. So fördern sie die Biodiversität und stärken die Resilienz des gesamten Ökosystems. Der Schutz und die Wiederherstellung von Wäldern, denen das wärmere Klima deutlich zusetzt, erfordern langfristige Planung, spezialisierte Expertise und finanzielle Mittel. Investitionen in Aufforstungsprojekte, Waldbrandprävention, Schädlingsbekämpfung und die Schaffung klimaresilienter Wälder tragen entscheidend zum Erhalt der wichtigen Ökosysteme bei. 

deutscher Wald

Das bringt’s: 

Wälder sind ideale Orte für Sport, Umweltbildung und Erholung – so stärkt ein Aufenthalt in der Natur nachweislich das Immun- und Herz-Kreislauf-System sowie die mentale Gesundheit. Zudem wirken sie wie natürliche Klimaanlagen und können die Umgebungstemperatur spürbar senken. Investitionen in den Schutz der Wälder unterstützen die lokale Wirtschaft, indem sie Arbeitsplätze in der Forstwirtschaft, in Naturschutzprojekten oder im Tourismus schaffen und so zur wirtschaftlichen Stabilität der Region beitragen.

9. Investitionen in grünere Städte

GermanZero fordert: Lebenswerte Städte für alle

Städte leiden zunehmend unter Hitze. Asphaltierte Straßen und Betonflächen speichern Wärme, während Bäume und Pflanzen fehlen, die Schatten spenden, die Luft kühlen und CO₂ binden. Begrünte Fassaden und Dächer, Parks, Urban-Gardening-Flächen, grüne Verkehrsinseln und autofreie Straßen bieten nicht nur ästhetische Vorteile, sondern tragen entscheidend zur Klimaanpassung und zum Klimaschutz bei. Da die Begrünung von Städten jedoch keinen direkten wirtschaftlichen Vorteil bringt, sollte der Staat im Rahmen der öffentlichen Gesundheitsvorsorge mit gezielten Investitionen unterstützen. Klimafinanzierungen können Gemeinschaftsprojekte sowie Privatpersonen und Unternehmen subventionieren. 

grüne Landschaft in Amsterdam

Das bringt’s:

Mehr Lebensqualität, saubere Luft und Abkühlung. Begrünung senkt die Temperaturen, was in heißer werdenden Sommern immer wichtiger wird, und zusätzlich den Energiebedarf für Klimaanlagen. Pflanzen verbessern die Luftqualität in den Städten, indem sie Feinstaub filtern und damit das Risiko für Atemwegserkrankungen verringern. Grüne Flachen tragen zu einem höheren Wohlbefinden bei und fördern eine kinderfreundliche Umgebung – zudem speichern sie Regenwasser und mindern dadurch die Gefahr von Überschwemmungen (Schwammstadt-Prinzip). 

Für Eilige

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