Stefan Algermissen, Hannover
Stefan Algermissen ist 56 Jahre alt und hat sein Leben bereits weitestgehend CO2-neutral gestalten können. Er ist aktiv in der Lokalgruppe für Politik-Gespräche in Hannover.
GermanZero: Stefan, wieso engagierst du dich bei GermanZero?
Stefan Algermissen: Klimaschutz und Artensterben beschäftigen mich schon lange. GermanZero hat ein klares Ziel und ist professionell aufgestellt. Das gibt mir Hoffnung und die Möglichkeit, meine Fähigkeiten für eine bessere Zukunft einzubringen.
Was ist das Besondere an den Politik-Gesprächen?
Stefan Algermissen: Mit den Lokalgruppen von GermanZero kann ich auch ohne Vorerfahrung in der Politik Überzeugungsarbeit für ein Thema leisten, das mir sehr am Herzen liegt. Der Einstieg in das Gespräch ist leicht: Einfach im Wahlkreisbüro der Parlamentarier anrufen und einen Termin anfragen. Es gibt im Prinzip keine Hürde. Der Austausch ist spannend. Wichtig ist es, eine Kommunikationsbasis mit den Politiker:innen zu finden. Wir wollen keinen Konflikt erzeugen, sondern unsere Sorge zur Klimakrise zum Ausdruck bringen und einen Lösungsweg aufzeigen. Die gemeinsam erörterte Frage ist, wie mehr Wirkung aus der politischen Position heraus entstehen kann.
Schenken euch die Politiker:innen aus dem Bundestag wirklich Gehör?
Stefan Algermissen: Wir haben festgestellt, dass eine gute Vorbereitung auf das Gespräch sehr wichtig ist. Wir möchten bereits im Vorfeld verstehen, welche Interessenslage bei unserem Gesprächspartner in Sachen Klimaschutz besteht. Deshalb recherchieren wir zunächst viel und versuchen vor allem, mit denjenigen in einen Diskurs zu kommen, die sich noch nicht auf konkrete Taten festgelegt haben. Politiker:innen sind nicht allwissend. Sie haben bestimmte Perspektiven. Und über die so wichtige Perspektive von GermanZero tauschen wir uns auf Augenhöhe aus. Das ist es, was zählt.
Warum sind die Politik-Gespräche wichtig?
Stefan Algermissen: Ernsthafte Klimaschutzpolitik sollte Hygiene-Thema und Selbstverständlichkeit für alle Parteien und Politiker:innen sein. Klimaschutz ist kein Ding von „links oder rechts“. Er betrifft uns als gesamte Gesellschaft. Mir macht es Mut und auch Spaß, diese Sichtweise in den respektvoll geführten Gesprächen an die Bundestagesabgeordneten und Kandidat:innen zu vermitteln.
Ulla Boesing und Victoria Jarmer, Frankfurt am Main
Ulla Boesing und Victoria Jarmer haben mit ihrer stetig wachsenden Lokalgruppe von aktuell gut 15 Mitgliedern schon mehrere Dutzend Gespräche mit MdBs geführt. Seit einiger Zeit konzentrieren sie sich darauf, den Kontakt zu den Abgeordneten zu pflegen, die besonders viel Interesse am Austausch über Klimamaßnahmen zeigen. Mit einigen wurden bereits drei oder sogar vier Gespräche geführt.
Ulla Boesing ist 60 Jahre alt und erfahrene Beraterin für Veränderungsprozesse in Unternehmen. Immer nur wählen zu gehen oder viel mit dem Fahrrad zu fahren, war ihr nicht genug. Sie wollte mehr tun. So ähnlich ging es auch Victoria Jarmer, 30 Jahre alt und Grafikdesignerin, die nach einer Möglichkeit gesucht hat, sich zu engagieren. Bei GermanZero wissen beide das ganzheitliche und gut strukturierte Vorgehen im Klimaschutz zu schätzen.
Das Gespräch mit Ulla und Victoria fand vor der Bundestagswahl 2021 statt.
GermanZero: Ulla, Victoria, wie seid ihr zu GermanZero gekommen?
Ulla Boesing: Nur wählen, zugucken oder demonstrieren – das war uns einfach nicht mehr genug. GermanZero bietet zu der spannenden Vision einen sehr durchdachten Ansatz: ein sektorübergreifendes, durchbilanziertes Gesetzespaket aus der Mitte der Gesellschaft – das hat uns überzeugt! Gerade im Vorgehen besticht die Kombination aus gesetzlichem Rahmen, lokalen Engagements und bundespolitischer Ansprache – das ist super und wirksam.
Der Einstieg in die Lokalgruppen war dann übrigens ganz leicht: Einfach über ein Online-Formular auf der Webseite unter Angabe der eigenen Fähigkeiten registrieren, schon waren wir nach einem professionellen Onboarding mit dabei.
Wieso habt ihr euch die Politik-Gespräche für euer Engagement ausgesucht?
Victoria Jarmer: Das von GermanZero erarbeitete Klimaschutzpaket braucht politische Mehrheiten. Dafür bedarf es der Überzeugungsarbeit bei den lokalen Abgeordneten, und das am besten vor Ort in ihren Heimatwahlkreisen. Wir müssen eine Spur hinterlassen und die Parteien gewissermaßen vor uns hertreiben – immerhin geht es nicht um irgendeinen Trend, sondern letztlich um unsere Existenz!
Wie ist es denn bislang gelaufen?
Ulla Boesing: Seit der Gründung im September 2020 wächst unsere Lokalgruppe immer weiter an. Wir haben bereits 22 Politik-Gespräche geführt. GermanZero ist allen Politiker:innen ein Begriff und deshalb für uns ein Türöffner, der Augenhöhe im Gespräch schafft. Auch wenn wir in Frankfurt in Sachen Klimaschutz endlich angefangen haben, unter anderem mit erfolgreichem Radentscheid und laufendem Klimaentscheid, gibt es noch sehr viel zu tun. Doch unser Engagement lohnt sich!
Welchen Herausforderungen seid ihr bislang begegnet?
Victoria Jarmer: Am Anfang war die Devise zunächst, dass wir uns auf die für uns alle ungewöhnliche Gesprächssituation mit Politiker:innen vorbereiten mussten. Das gelang uns dank der Hilfe aus der sehr aktiven Hamburger Lokalgruppe und ehrenamtlich durchgeführter Workshops zu Kommunikation, Framing und Co. sehr gut. Hier macht sich ein aktives persönliches Netzwerk und die tolle Gemeinschaft von GermanZero mit ihren zahlreichen Unterstützer:innen bezahlt. Man kann auf die Unterstützung der deutschlandweiten, teils erfahreneren Lokalgruppen zählen.
Und wie darf ich mir so ein Politik-Gespräch dann ganz konkret vorstellen?
Ulla Boesing: Zunächst einmal: Es ist viel leichter als man sich das vorher vorstellt. Die Akzeptanz und der Respekt uns gegenüber war tatsächlich groß. GermanZero hat sich bereits einen Namen gemacht – und wir versuchen die Sichtbarkeit weiter zu vergrößern. Im Idealfall ergibt sich aus dem Austausch die Chance auf ein Folgegespräch, um im Dialog zu bleiben und Schritt für Schritt auch fachlich tiefer einsteigen zu können. Manchmal gelingt es uns auch, direkt weitere Kontakte für neue Politik-Gespräche mit anderen Abgeordneten oder Kandidat:innen zu knüpfen. Man darf jedoch nie vergessen, dass die Politiker:innen in der Regel auch eine eigene Agenda mitbringen. Für einen konstruktiven und lösungsorientierten Dialog sind jedoch bislang alle aufgeschlossen gewesen.
Was waren eure erfolgreichsten Momente?
Victoria Jarmer: Der wichtigste Erfolg ist, dass wir eine große Resonanz bekommen, also viele Zusagen zu unseren Gesprächsanfragen. Wir werden professionell angenommen, die Politiker:innen nehmen uns ernst, bitten fachlich um weiteren Input. Dadurch spüren wir, dass sich unser Engagement auszahlt – wir haben „Impact“. Das ist unheimlich motivierend und schafft direkt Vorfreude auf unser nächstes Politik-Gespräch!
Andere Menschen spielen auch mit dem Gedanken sich zu engagieren, sind aber noch unentschlossen. Welche Botschaft habt ihr für diese Bürger*innen?
Ulla Boesing: Mit Gleichgesinnten lässt sich viel bewegen. Früher haben wir auch gedacht: „Politik, das ist nichts für mich, ich kenne mich da nicht aus.“ Davon sollten wir uns nicht abhalten lassen, keine Scheu haben und einfach loslegen – einfach machen! Das beste Argument lautet, dass die Klimakrise uns alle betrifft. Niemand kann sich mehr herausreden mit: „Habe ich nicht gewusst, geht mich nichts an.“
Mehr zu den Lokalgruppen für Politik-Gespräche
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