Gute Wärmeplanung

Kommunale Wärmeplanung als Weg zur sozialverträglichen Klimaneutralität

Am 14. November hat GermanZero gemeinsam mit dem Umweltinstitut München, NABU, BUND, DUH und anderen Verbänden ein Empfehlungspapier zur kommunalen Wärmeplanung vorgelegt. Johannes Hofmann, Projektmanager bei LocalZero, erzählt im Interview, warum eine gute Wärmeplanung genau jetzt so wichtig ist. 

LocalZero / Klimaentscheide Gebäude Energie

GermanZero: Johannes, seit Anfang des Jahres legt LocalZero einen Arbeitsschwerpunkt auf die kommunale Wärmeplanung. Warum ist das Thema so wichtig?

Johannes Hofmann, Projektmanager bei LocalZero

Johannes Hofmann: Wärme macht knapp 40 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland aus. Die Mehrzahl der Heizungen wird immer noch mit Öl und Gas betrieben, aber diese Technologien werden immer unsicherer und teurer. Mit der Wärmeplanung müssen alle Kommunen in den nächsten Jahren festlegen, wie alle Gebäude in Zukunft mit klimaneutraler Wärme versorgt werden.

Das heißt, die kommunale Wärmeplanung bietet jetzt die Chance, gleichzeitig viel für die Bürger:innen und für den Weg zur Klimaneutralität zu tun. 

Es kommt auf jede Kommune und auf jede Heizung an. Jede Gasheizung, die die Leute jetzt noch einbauen, verursacht tausende Kilogramm CO2 und kostet die Verbraucher:innen ein Vermögen. Der CO2-Preis wird in Zukunft deutlich steigen, Gas wird sehr teuer werden. Auch mit Wasserstoff sollten die Kommunen nicht planen, weil es unrealistisch ist, dass grüner Wasserstoff dafür verfügbar und bezahlbar sein wird. Die Bürger:innen in den Städten und Gemeinden müssen deshalb jetzt von ihrer Kommunen erfahren, in welche Art der Wärmeversorgung investiert werden soll. Ganz wichtig ist hierbei, dass sie dann auch von der Kommune unterstützt werden. Städte wie Konstanz, Stuttgart oder Münster gehen hier voran und stehen den Menschen beratend und finanziell zur Seite, wenn die Heizung kaputt geht oder das Haus saniert werden muss.

Was sind die wichtigsten Empfehlungen für eine gute Wärmeplanung? 

Johannes Hofmann: Eine gute Wärmeplanung leistet dreierlei: Planungssicherheit, die Erreichung der Klimaziele und einen sozial verträglichen Umbau der Wärmeversorgung.

Planungs- und Investitionssicherheit bedeutet zum Beispiel, dass Kommunen zeitnah klären, in welchen Gebieten Wärmenetze funktionieren und wo dezentrales Heizen etwa mit Wärmepumpen sinnvoller ist. Wichtig ist dabei auch, dass die Kommunen die Wärmeplanung zusammen mit Bebauungsplänen, Sanierungsplänen und ähnlichem denken, damit sich das nicht in die Quere kommt.

Für die Klimaziele ist Tempo wichtig. Klimaneutralität bis 2045 ist viel zu spät. Wir müssen möglichst schon 2035 völlig fossilfrei Heizen. Wichtige Punkte sind da zum Beispiel, durch intensive Gebäudesanierung den Wärmebedarf zu verringern, Wärmespeicher bereitzustellen, Fernwärme auf erneuerbare Energieträger umzustellen. Außerdem müssen Wind- und Solarenergie sehr schnell ausgebaut werden, damit genügend erneuerbarer Strom für Wärmepumpen und Co vorhanden ist. 

Ihr legt auch sehr viel Wert darauf, dass die Wärmeplanung für die Bürger:innen sozial verträglich erfolgt.

Johannes Hofmann: Die US-Wahl hat gezeigt, dass ökonomische Unsicherheit die Menschen mit großer Sorge erfüllt. In Deutschland ist das nicht anders.

Wärmeplanung stellt die Weichen, wie teuer das Heizen in Zukunft wird. Die Kommunen müssen jetzt die richtigen Entscheidungen treffen und die Anliegen der Bürger:innen intensiv in die Planung einbeziehen, um Akzeptanz und soziale Gerechtigkeit zu garantieren.

Konkret heißt das zum Beispiel: dass sie ihre Planung transparent machen und proaktiv kommunizieren und dass sie Beratungsangebote über die besten Heiztechnologien machen. Damit Bürger:innen aktiv mitgestalten können, können die Städte und Gemeinden zum Beispiel die Gründung von Wärme-Genossenschaften fördern. Und um die soziale Abfederung zu gewährleisten, braucht es einkommensgestaffelte Förderprogramme. Sanierungsmaßnahmen kommunaler Miethäuser sollten warmmietenneutral umgesetzt werden. Der Bund darf die Kommunen mit dieser Aufgabe natürlich aber auch nicht allein lassen. 

Welche Rolle kann LocalZero dabei spielen, eine gute Wärmeplanung zu fördern? 

Johannes Hofmann: Wir haben mit unseren Teams in mehr als 90 Kommunen viele Leute, die ganz gezielt auf Politik und Verwaltung zugehen können, um auf drohende Fehlentscheidungen hinzuweisen und für unsere Empfehlungen zu werben. 

Was bietet ihr den Teams konkret an? 

Johannes Hofmann: Wir unterstützen die Teams durch ganz viel Beratung und Informationsmaterial. Ein wichtiger Baustein ist die "Wärmewerkstatt", eine Online-Veranstaltungsreihe, in der die Teams alle Infos an die Hand bekommen, die sie brauchen, um vor Ort aktiv zu werden: Wie funktioniert die kommunale Wärmeplanung? Wie führt man ein Gespräch mit der/dem Bürgermeister:in und den Stadtwerken? Was kann die Kommune und was kann die Zivilgesellschaft tun, um die Menschen beim Heizungstausch zu unterstützen? 

Für die Wärmewende aktiv zu werden ist einfacher als es sich vielleicht anhört. Unsere Teams machen Informations-Veranstaltungen im Quartier, führen lokale Kampagnen durch und organisieren den regelmäßigen Austausch mit der Verwaltung. 

Zwischen den Input-Terminen bieten wir jeweils eine offene Beratungssprechstunde an. Hier können sich die Teams auch mit anderen Gruppen austauschen, Erfahrungen teilen und von Erfolgen berichten. Und wir beantworten individuelle Fragen zu Situation vor Ort.

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Gute Wärme planen - Empfehlungen der Umweltverbände zur kommunalen Wärmeplanung

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