Carlos Pusch ist seit 2022 bei GermanZero aktiv. Er macht seinen Master in Klima- und Umweltwissenschaften und findet dabei noch die Zeit, Teams von LocalZero und Politikgesprächen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
GermanZero: Carlos, wie bist du zu GermanZero gekommen?
Carlos Pusch: Das ging ziemlich schnell. Ich habe über LinkedIn von GermanZero erfahren, und fand die Idee dahinter sehr cool. Auf der Website sah ich, dass der Verein gute Lösungen entwickelt hat, und da beschloss ich, mich zu melden.
Über den damaligen Ehrenamtsmanager habe ich eine sehr ausführliche Einführung bekommen, was dort alles angegangen werden kann. Ich habe bald darauf im "Rise-Team" angefangen, das lokalen Teams mit Rat und Tat zur Seite steht für einen kommunalen Beschluss zur Treibhausgasneutralität. Fast zeitgleich habe ich aber auch angefangen, bei den Politikgesprächen mitzuarbeiten, weil ich es genauso spannend fand, das 1,5-Grad-Gesetzespaket und das Klimanotstandspaket der Bundespolitik vorzustellen und zu besprechen.
Du arbeitest also gleichzeitig für LocalZero und die Politikgespräche? Wie sieht deine Arbeit da aus?
Carlos Pusch: Beim "Rise-Team" von LocalZero geht es darum, den neuen Teams möglichst viel Unterstützung zu bieten. Wir führen Kickoff-Workshops von bis 2 bis 3 Stunden durch und zeigen, wie sie eine Struktur aufbauen und mit welchen Tools sie arbeiten können. Ich habe jetzt drei Teams, die ich betreuen darf. Sie versuchen, in ihrer Stadt einen Beschluss zur Klimaneutralität zu erreichen oder begleiten bereits aktiv dessen Umsetzung
"Beim Start eines Lokalteams kommt es sehr stark auf die lokale Politik an, ob es dort einen Hang zu grünen Themen gibt oder nicht."
Wie viel Unterstützung nehmen die Teams denn in Anspruch?
Carlos Pusch: Das ist ganz unterschiedlich. Manchen reicht der KickOff, dann wissen sie, wie sie weitermachen wollen. Andere wollen ein paar Meetings mehr und brauchen etwas Zeit, um sich aufzustellen. Das kommt sehr stark auf die lokale Politik an, ob es dort einen Hang zu grünen Themen gibt oder nicht.
Bei meinem ersten Team aus Merseburg bei Leipzig war das zum Beispiel sehr schwierig. In anderen Orten haben sie teilweise schon einen sehr guten Draht zu ihren lokalen Politiker:innen und können darauf aufbauen und Projekte angehen
Das heißt, aufgrund deiner Erfahrungen kannst du den Teams jetzt Ratschläge geben, wie sie vorgehen, wenn die Lokalpolitik noch nicht so klimaschutzorientiert ist?
Carlos Pusch: Genau. Wir sammeln zunächst die Anliegen eines Teams und gleichen sie mit den Erfahrungen der rund 90 anderen Teams ab. Teilweise sprechen wir auch mit der jeweiligen Lokalverwaltung, um wichtige Details in Erfahrung zu bringen. Das ist eine Serviceleistung, die wir nicht immer erbringen können, aber wenn wir merken, dass ein Team richtig motiviert ist, wäre es schade, diese Energie nicht mitzunehmen.
Und welche Aufgaben übernimmst du bei den Politikgesprächen?
Carlos Pusch: Ich arbeite zum einen im "Politikgespräche-Management" und zum anderen bin ich in der Ortsgruppe Stuttgart aktiv. Dort pflege ich den Kontakt zu den mir zugeteilten Abgeordneten, organisiere Gesprächstermine, kläre Themen ab, oder leite Informationen weiter. Dann führen wir diese Gespräche, und im Anschluss erstelle ich Social-Media-Posts mit Zitaten der Politiker:innen, in denen wir uns für das Gespräch und ihre Positionierung bedanken.
"Wir zeigen mit unserem Fachwissen, dass wir fundierte Lösungen haben und mit den Politiker:innen gemeinsame Punkte finden wollen."
Als Ortsgruppe ist unsere Aufgabe, ein Erstgespräch mit einem Mitglied des Bundestags zu akquirieren. Wir stellen uns als Privatpersonen kurz vor und erzählen dann von GermanZero, LocalZero und dem Klimanotstandspaket. Es geht dabei vor allem um ein erstes Kennenlernen, da muss noch niemand aus einer Fachgruppe zur inhaltlichen Vertiefung dabei sein. Bestenfalls können wir so schon erste Argumente raushören und mitnehmen. In einem Folgegespräch gehen wir dann stärker auf die Themen der Abgeordneten ein. Da zeigen wir mit unserem Fachwissen, dass wir fundierte Lösungen haben und mit den Politiker:innen gemeinsame Punkte finden wollen, und gehen dazu auch iterativ in den Austausch.
Und was genau macht man im "Politikgespräche-Management"?
Carlos Pusch: Im Management sind wir vier Ehrenamtliche, die zum einen als Vermittler zwischen der GermanZero-Geschäftsstelle und den Ortsgruppen arbeiten, aber zum anderen auch eigene Ideen und Aufgaben verfolgen. So koordinieren wir Gespräche mit MdBs, Pflegen Kontakte zu den Mitarbeitern in deren Büros oder überlegen kleine (Mail-) Kampagnen. Mit dem hauptamtlichen Klimapolitikteam arbeiten wir an der Strategie und der Arbeitsweise der Politikgespräche. Außerdem bin ich "Pate" von aktuell acht Ortsgruppen. Ich bringe Fragen und Neuigkeiten mit in deren Meetings und schaue, wie ich bei (Rück-) Fragen und Problemen helfen kann.
Wie viele Politikgespräche hast du selbst schon geführt und wie erlebst du sie?
Carlos Pusch: Das werden so zwischen 10 und 15 Gespräche sein. Am Anfang war ich natürlich supernervös, aber wir stellen immer wieder fest, dass die Abgeordneten auch nur Menschen sind. Es gibt auch immer wieder sehr menschliche Situationen in diesen Gesprächen, zum Beispiel, dass jemand auch sehr offen über seinen oder ihren Frust oder über Zweifel spricht.
"Neulich bekamen wir zum Beispiel positives Feedback von zwei FDP-Politiker:innen."
Man hört aus den Politikgesprächen immer wieder, dass die Abgeordneten dankbar sind für die konstruktive Haltung, die sie in den Gesprächen erleben.
Carlos Pusch: Wir haben Erfahrungen in beide Richtungen gemacht. Es gibt durchaus vereinzelt Abgeordnete, die erst zu spät kommen und dann auch im Gespräch sehr wenig Interesse zeigen. Bei den Grünen und der SPD ist es natürlich ein bisschen einfacher. Die finden gut, wenn sie Stimmen aus der Bevölkerung hören, die sagen: lasst uns den Klimaschutz voranzubringen. Sie wünschen sich auch immer, dass wir mehr mit den anderen Parteien sprechen, und das machen wir auch.
Neulich bekamen wir zum Beispiel positives Feedback von zwei FDP-Politiker:innen. Sie fanden gut, dass wir ihnen die Möglichkeit geben, ihre Sicht der Dinge darzulegen, die nicht unbedingt immer die von Christian Lindner sein muss. Zu manchen FDP-Abgeordneten haben wir inzwischen eine recht gute Beziehung aufbauen können und bekommen auch wertvolle Informationen von ihnen.
"Wir betonen immer wieder, dass wir parteiunabhängig sind, und das wird auf jeden Fall auch anerkannt."
Welcher Erfolg hat dich bisher besonders gefreut?
Carlos Pusch: Wo ich tatsächlich ein wenig stolz drauf bin, ist der Tag der Klimademokratie, den wir in diesem Jahr zum zweiten Mal veranstaltet haben. Ich finde es sehr cool, dass hunderte Bürger:innen, die sonst vielleicht politisch wenig aktiv sind, an diesem Tag die Möglichkeit haben, mit 70 Bundestagsabgeordneten ins Gespräch zu kommen und das zum Teil auch über mehrere Stunden nutzen. Als Moderator solcher Gespräche komme ich auch mit den Bürger:innen vorher oder im Nachgang in den Austausch und kann so nochmal ihre Beweggründe mir anhören. Das Format würde ich gern noch bekannter machen und die Menschen dafür begeistern.
Der Tag der Klimademokratie ist mir aber auch wichtig, weil die Klimabewegung mir leider zu oft zersplittert agiert. Aber hier haben sich mit GermanZero, Together for Future und der Bürgerlobby Klimaschutz drei Organisationen vernetzt und ihre Kräfte gebündelt. Gemeinsam haben wir mehr Power.
Apropos mehr Power: Du hast vorhin angesprochen, dass die Strategie der Politikgespräche angepasst wird.
Carlos Pusch: Ein wichtiger Punkt ist die Frage, mit welchen Themen und mit welcher Ansprache wir CDU und CSU noch besser erreichen können. Wir betonen immer wieder, dass wir parteiunabhängig sind, und das wird auf jeden Fall auch anerkannt. Das hat bei einigen Leuten gerade in der CDU einen hohen Stellenwert. Wir bieten ja konstruktive Lösungen an und sagen: Wenn ihr was wissen wollt, helfen wir gerne. Aber generell würden wir uns freuen, wenn die Resonanz bzw. Gesprächsbereitschaft größer wäre.
Was würdest du dir für die Zukunft für deine Arbeit wünschen?
Carlos Pusch: Ich könnte mir jetzt natürlich wünschen, dass wir sofort klimaneutral wären! Aber ein realistischer Wunsch wäre, dass wir vor der Bundestagswahl im nächsten Jahr nochmal einen großen Tag der Klimademokratie veranstalten und über gute Kommunikation im Vorfeld sehr, sehr viele Bürger:innen erreichen. Dieser Tag ist eine tolle Chance für unsere Organisationen, weil viele Menschen teilnehmen, die sich im Anschluss genauer anschauen, was wir machen, und dann aktiv werden wollen.
Hast du Lust bekommen, selbst aktiv zu werden? Hier kannst du dich direkt registrieren.
Wenn du mehr über unsere Aktionsfelder erfahren willst, schau dir doch mal unsere Ortsgruppen für Politikgespräche und LocalZero-Teams an!